Musterbuch – Pos. 4

Streifen und Bänderdessin mit geometrischen Figuren und abstrahierten Pflanzenmotiven
Material: Baumwolle, gewebt und bedruckt

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Warum gibt es nur wenige historische Kittelschürzen mit Streifenmuster?

Streifen, ob längs oder quer, sind immer wieder Gegenstand modischer Diskussionen. Eine sehr ernste Debatte zum Streifen begann im 14. Jahrhundert. Die weltliche sowie kirchliche Obrigkeit verurteilte farbenprächtige Längsstreifen als sündige und unchristliche Art, sich zu kleiden. Somit wurde das Streifendessin gewissen Randgruppen zugeschrieben und diente damit der gesellschaftlichen Aus- und Abgrenzung.

In jüngerer Vergangenheit gab es einige Berufsgruppen, die mit Streifenkleidung assoziiert werden, wie z.B. Marinesoldaten, Köche und Servicekräfte in Dienstleistungsberufen. Gerade der vom Matrosen inspirierte blau-weiße Streifenlook ist ein Dauerbrenner in der modernen Sommermode.

Das obige Muster besteht aus drei verschiedenen Streifen. Diese sehr unterschiedlich dessinierten und farblich gestalteten Bereiche gliedern mit ihrer Anordnung die Körperform der Trägerin. So betonen die floralen Bänder die längste Vertikale des Körpers von der Schulter, über die Brust, bis zur Mitte der Waden. Das hat nicht nur eine Figur-streckende Wirkung, sondern vermittelt eine anmutige und stolze Haltung. Die sich kontrastierenden blauen und roten Streifen dienen als auffällige Trennlinien, schmälern die Taillenlinie und definieren die Knopfleiste in der Mitte. Gerade der blaue Streifen erinnert an Häkelborten oder Lochmuster-Stickereien. Die Pflanzenornamente mit zentralem Granatapfelmotiv stellen eine starke architektonische Assoziation zu antiken Fries- und Säulenkapitell-Gestaltungen her.

Diese Schürze wurde mit großer Wahrscheinlichkeit als ‚besonderes Stück‘ im privaten Umfeld getragen und gehörte einer selbstbewussten Hausherrin.

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