Musterbuch – Pos. 7

Blau-weißes Karomuster mit rotem Akzentstreifen
Material: Baumwolle, gewebt und bedruckt

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Das gezeigte Dessin verdeutlicht die Popularität karierter Stoffe als Arbeiterkleidung, in Sport- und Freizeitmode ab dem 19. Jahrhundert. Die ursprüngliche Herstellungstechnik dieses Kleidungsstoffes ist das Weben. Die Farbigkeit der Längsstreifen wird vor dem Webvorgang beim so genannten „Ketteschären“ festgelegt und kann später nicht mehr verändert werden. Ist der Webstuhl mit den farbigen Kettfäden eingezogen, werden die quer verlaufenden Fäden, der Schuss, eingetragen. Da sich jeweils ein Kettfaden und ein Schussfaden orthogonal treffen, entstehen diese typischen Fadenüberkreuzungen. Eine traditionsreiche und hohe Handwerkskunst stellt dabei die Herstellung der Schottenmuster, den so gen. Tartans, dar. Über Jahrhunderte wurden typische Farbkombinationen vererbt und repräsentieren eine jeweilige Familie oder einen ganzen Clan. Im Kontrast dazu steht die im 20. Jahrhundert beginnende Massenproduktion von karierten Stoffen durch Sieb- und Digitaldruck. Neben ökonomischen Vorteilen bot der Stoffdruck eine nahezu endlose Palette an Farbkombinationen. So konnte das Muster problemlos an aktuelle Modetrends angepasst werden und wurde einer breiten Bevölkerungsschicht zugänglich.
Das Besondere am Karo ist seine Vielschichtigkeit und seine ununterbrochene Beliebtheit. Es vermittelt unter anderem sportliche Eleganz und Naturverbundenheit. Es wirkt je nach Farb- und Materialzusammenstellung klassisch oder modern. Die Kittelschürze oben stammt aus dem norddeutschen Raum. Das blau-weiße Kolorit dürfte gerade dort sehr beliebt sein, zeigt es sich doch in vielen traditionellen Kleidungs- und Wohntextilien. Metaphorisch bedeutet es das Nebeneinander vom Blau des Himmels mit weißen Regenwolken und der „steifen Brise“ oder das Meer und seine Gezeitengischt. Die roten Linien dienen der optischen Erhöhung des Blau-Weiß-Kontrastes und bieten dem Auge eine angenehme Unterbrechung. Die wahrscheinlich traditionsbewusste Trägerin dieser Schürze legte Wert auf ein sportlich adrettes Äußeres, sogar bei der Hof- und Feldarbeit.

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